Unter Amerikas Bauern geht die Angst vor hohen finanziellen Verlusten um, nachdem es vor Kurzem zum Kollaps des Primary Dealers MF Global gekommen ist. Eine ganze Reihe von Farmern und Rinderzüchtern wartet auf die offizielle Bekanntgabe über die Höhe der Verluste, die Anleger und Investoren im Zuge des Zusammenbruchs der Rohstoffhandelsfirma hinzunehmen haben werden. Bislang kann das Unternehmen keinen Nachweis darüber erbringen, wo rund $1,2 Milliarden abgeblieben sind, die sich vor der Pleite auf den Konten der Kunden befanden.
MF Global Pleite könnte einige US-Agrarbetriebe an den Rand des Zusammenbruchs bringen
Das Unternehmen steht im Mittelpunkt von Investigationen, die mit $1,2 Milliarden an ehemaligen Kundengeldern in Zusammenhang stehen, und die momentan unauffindbar sind. Nationale Aufsichtsbehörden und das FBI stehen vor einem Rätsel, dem anscheinend nicht auf die Spur zu kommen ist. Viele Bauern und Rinderzüchter nutzen die Futures-Märkte, um sich gegen Preisschwankungen abzusichern, indem sie ihre aktuelle Produktion zu fest vereinbarten Preisen vorverkaufen. Auf diese Weise minimieren Agrarbetriebe ihr wirtschaftliches Risiko, müssen jedoch auch im Falle von Dürren oder anderen Katastrophen liefern und notfalls von Dritten zukaufen, um Verträge zu erfüllen. Unter normalen Umständen helfen Vorverkäufe Agrarbetrieben jedoch dabei, ihre Jahresplanung zu erstellen und Jahreskosten zu berechnen.
Nicht wenige Getreide-, Weizen- und Maisbauern aus dem Mittelwesten der Vereinigten Staaten blicken auf Basis des Zusammenbruchs von MF Global enormen finanziellen Verlusten entgegen, die für einige Betriebe bis zu $250.000 betragen könnten. Die Anzahl der im Zuge dieser Insolvenz geschädigten Personen und das gesamte Ausmaß ihrer Verluste sind bislang allerdings noch nicht genau zu beziffern. Offizielle Stellen haben verlautbaren lassen, dass die durch die Pleite betroffenen Personen zumindest rund zwei Drittel ihrer Verluste erstattet bekommen sollen. Allerdings wurde bis dato nichts darüber bekannt, zu welchem Zeitpunkt eine Rückzahlung erfolgen soll. Diese Situation hat momentan äußerst negative Auswirkungen auf die Produktion der amerikanischen Landwirte und Rancher, die nach der Pleite von MF Global teils nicht über genügend liquide Mittel verfügen, um ihre Betriebe am Laufen zu halten.
Der Insolvenzantrag von MF Global erfolgte sofort nachdem die US-Zentralbank Federal Reserve mitteilte, das Unternehmen in der Zukunft nicht mehr als so genannten Primary Dealer zu akzeptieren. MF Global wurde an den Finanzmärkten eigentlich als eines der 22 Unternehmen betrachtet, die finanziell ausreichend abgesichert sein sollten, um US-Staatsanleihen im Namen der Federal Reserve zu verkaufen. Versuche des Managements, MF Global in eine reine Investmentbank umzubauen müssen als gescheitert betrachtet werden. Solange nicht klar ist, was mit den verschwundenen Anlagegeldern geschehen ist, dürfte der Zusammenbruch von MF Global auch strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.